Beispiele

 

Hier sind einige verkürzte Beispiele wiedergegeben. Das erste Beispiel zeigt, dass Gefühle andauern, obwohl der Auslöser vergessen. Das zweite Beispiel zeigt übernommene Gefühle, das dritte Beispiel gibt eine Aufstellung mit einer eigenen Traumatisierung wieder

 

Erstes Beispiel zum Aufstellen des Anliegens

 

Eine Frau war während der Weihnachtsfeiertage bei Ihren Eltern und spürte die ganze Zeit eine Wut Ihnen gegenüber. Es gab für diese Wut keinen äußeren Anlass und so unterdrückte Sie die Wut. In der Aufstellung standen die Klientin und die Stellvertreterin für Ihr Anliegen gegenüber. Das Anliegen fühlte sich sehr klein. Als ich nach dem Alter fragte, gab es 5 Jahre an. Darauf fragte ich die Klientin, was im Alter von 5 Jahren vorgefallen war. Die Klientin berichtete, dass sie 5 Jahre als war, als ihre behinderte Schwester starb. Eine Stellvertreterin für die Schwester wurde hinzugenommen und im weiteren Verlauf die Eltern. Es zeigte sich, dass die Klientin zur behinderten Schwester ein enges Verhältnis hatte. Die Eltern hingegen kommentierten den Tod ihrer Tochter mit den Worten "Es ist besser so". Für die fünfjährige Klientin war die Behinderung völlig unwichtig. Sie spürte nur, dass die Eltern den Tod ihrer geliebten Schwester billigend in Kauf nahmen. Deshalb war sie wütend auf Ihre Eltern. Als die Klientin einen Monat später Ihre Eltern besuchte, war die Wut verschwunden.

 

Zweites Beispiel zum Aufstellen des Anliegens

 

Eine Frau beginnt eine Aufstellung mit dem Anliegen:

Ich möchte klären, warum ich mich mit meinen neuen Freund nach 3 Tagen nur noch gestritten habe.

 

In der Aufstellung wurden die Frau und ein Stellvertreter des Freundes gegenüber gestellt. Nach kurzer Zeit hatte ich den Eindruck, in der Beziehung geht es von Seiten des Mannes vorwiegend um Sex. Um dies zu überprüfen, habe ich den Mann gebeten zu sagen „Ich bin auf der Suche nach einer Frau, da kommst Du mir gerade recht“. Als die Klientin dies vom Mann hörte, ging sie 3 Schritte zurück und sagte, dass es sie auch faszinierte. Damit war die Ursache für die Streitereien gefunden. Sie hatte einen Mann angezogen, der nur Sex wollte und nach 3 Tagen war seine Geduld am Ende. Bloß woher kommt die Faszination? Es begann eine Suche im Familiensystem, bei der wir zur Mutter der Mutter kamen. An dieser Stelle kam die Information von der Klientin, dass die Großmutter nach Kriegsende vergewaltigt wurde. Am Körperausdruck der Stellvertreterin der Großmutter konnte man die Schwere dieser Vergewaltigung ablesen. Die Großmutter wurde dabei traumatisiert. Das Traumagefühl wurde von der Großmutter an die Mutter weitergegeben, als diese noch ein Kind war, und von der Mutter wiederum zur Klientin. Um einem Trauma zu entkommen, wird das Trauma unbewusst reinszeniert. Das lag in diesem Falle vor. Mit der Wahl eines Partners, dem es nur um Sex ging, reinszenierte die Klientin in abgeschwächter Form die Vergewaltigungssituation der Oma. Natürlich wird dadurch nichts gelöst und deshalb hatte die Klientin schon mehrere solcher Beziehungen erlebt.

 

Einen Monat später erhielt ich die Rückmeldung, dass Sie inzwischen einen anderen Partner gefunden hatte, bei dem sich das Muster nicht wiederholte.

 

Drittes Beispiel zum Aufstellen des Anliegens.

 

Eine Frau beginnt eine Aufstellung mit dem Anliegen:

Ich möchte die Ursache für meine Essattacken wissen.

 

Das Anliegen fühlte sich immer kleiner. So klein, dass auch die Sprache nicht zur Verfügung stand. Es legte sich auf den Boden und zeigte das Bild eines Säuglings. Es fühlte sich verlassen und bedroht. Das Anliegen machte auch Saugbewegungen mit dem Mund, und sagte: „Essen ist eine gute Ablenkung“. Auf Nachfrage gab die Klientin an, dass ihre Mutter, sie als pflegeleichtes Kind eingestuft hatte  und lange Zeit im Kinderwagen alleine ließ. Die Aufstellung zeigte, dass die Klientin damals Verlassenheit und die Angst gespürt hat, die in diesem Alter als lebensbedrohlich erlebt wird. Durch Essen oder Saugen hat das Kind diese Angst unterdrückt. Da die ursprünglichen Gefühle nicht gefühlt wurden, bleibt das Muster "Essen" bestehen. Dies ist der Lösungsweg für die Klientin. In der Aufstellung hat Sie einen ersten Schritt getan.